Keine Angst vor Elektro-Autos!

von | Nov 25, 2020 | Archiv

Die Geschäftsführer Heribert Wieder und Wolfgang Tupy. Foto: Tesch

Das KROSCHU-Werk in Oberpullendorf behauptet sich als Spezialisten-Standort im Weltkonzern und bei den Autoherstellern weltweit. Den Mitarbeiterstand von mehr als 250 hat man in der Branchenkrise gehalten.

Die Automobilzulieferer stehen weltweit vor großen Herausforderungen. Umsatzeinbrüche aufgrund des Corona-Stillstands und Produktionsänderungen wegen neuer Anforderungen für die Elektroautos führen zu Kündigungen und Schließungen von Standorten. Einer der ganz großen Automobilzulieferer ist das deutsche Unternehmen KROSCHU, Kromberg & Schubert, das auch in Oberpullendorf produziert. „Wir sind bis jetzt hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unsere Mitarbeiter relativ gut durch die Krise gekommen,“ resümiert Geschäftsführer Wolfgang Tupy. „Der Stillstand in der Industrie hat aber auch bei uns Spuren hinterlassen. Für heuer rechnen wir mit einem Umsatz-Rückgang von 20 bis 25 Prozent.“

Keine Mitarbeiter abbauen

Die Krise sei allgegenwärtig gewesen. „Vom 20. März bis zum 9. Mai ist die europäische Autoindustrie stillgestanden, mit ganz wenigen Ausnahmen. Und in vielen Firmen wurden Mitarbeiter abgebaut. Kroschu in Oberpullendorf hat den Mitarbeiterstand gehalten. Auch Dank der Kurzarbeit, die uns wirklich sehr geholfen hat und die nicht viele Länder in dieser Form ermöglichen“, erzählt Tupy, der für die kaufmännischen Belange zuständig ist. Seit Kurzem seien die Auftragsbücher wieder gut gefüllt.

Vier Standbeine

Den burgenländischen Standort gibt es im Rahmen des Konzerns seit 33 Jahren. Er ist einer von weltweit mehr als 40 in mehr als 20 Ländern, in denen 45.000 Personen beschäftigt sind. Begonnen wurde in Oberpullendorf mit der Produktion von Kabelsätzen für die Elektrik in Autos. Das ist schon länger nicht mehr der Fall. „Wir können aufgrund der Kostenstruktur natürlich keine Bordnetze mehr erzeugen,“ stellt Wolfgang Tupy klar. „Der Standort Oberpullendorf ist aber durch sein heutiges Produktionsportfolio sehr gut aufgestellt.“

Die Gesellschaft in Oberpullendorf steht praktisch gesehen auf vier Standbeinen: Erstens auf der Produktion von Kunststoff-Teilen, zweitens auf der Entwicklung und dem Bau von Werkzeugen für die Kunststoffteile und drittens auf der Entwicklung und Fertigung von Geräten für die Überprüfung von Kabelsätzen. Darüber hinaus zeichnet die Firma als strategische Stelle für den europäischen Gruppenabsatz verantwortlich.

Aufträge aus aller Welt

Kroschu sei das Kompetenzzentrum für Kunststoff- und Prüftechnik im Konzern, beschreibt der technische Werksleiter und Co-Geschäftsführer Heribert Wieder die Besonderheiten des Standortes: „Entwicklung, Innovation und Knowhow spielen eine große Rolle. So ist zum Beispiel unser Standard der Prüftechnik – der im Betrieb in Oberpullendorf hart erarbeitet wurde – bei den Kunden weltweit anerkannt.“ 25.000 Prüfmodule verlassen jährlich das Werk.

Service für Mexiko

Wieder, der für den Bereich Kunststoff sogar weltweit verantwortlich ist, nennt dazu ein weiteres Argument für die herausragende Stellung. „Wir produzieren pro Jahr etwa 180 Werkzeuge für Kunststoffprodukte. Und von Oberpullendorf aus haben wir für den Konzern auch die Kunststoffproduktion in Mexiko aufgebaut.“ Geschäftsführer Wieder, der aus Neckenmarkt stammt, vergisst auch nicht zu erwähnen, dass man im Burgenland durchaus wettbewerbsfähig produzieren kann: „Jährlich stellen wir etwa 250 Millionen Kunststoffteile her. Wir fertigen nicht auf Lager, sondern ausschließlich auf Bestellung. Und Aufträge kommen von Kunden aus aller Welt.“

Entwicklungen für E-Autos

Viele Automobil-Zulieferer verlieren Abnehmer und Umsätze, weil deren Produkte bei Elektrofahrzeugen nicht bzw. weniger gefragt sind. In der KROSCHU hat man keine Angst vor den Elektro-Autos. „Eine Zunahme der E-Antriebe ist keineswegs bedrohlich. Unsere Erzeugnisse werden auch für E-Autos gebraucht“, stellt Geschäftsführer Heribert Wieder fest. „Wir entwickeln Kunststoffteile für Elektrofahrzeuge mit. Drei bis fünf Jahre, bevor ein Fahrzeug auf den Markt kommt, wissen wir davon, weil wir entsprechend mitwirken.“

„Prognosen sind schwierig, speziell wenn sie die Zukunft betreffen. Ein Bonmot, das noch selten zutreffender war als zur Zeit,“ sagt Wolfgang Tupy, angesprochen auf die Zukunft der Branche. „Wir beliefern die deutsche Automobilindustrie, hauptsächlich das Premium-Segment, wie z. B. BMW, Daimler, Audi oder VW. Unser Erfolg hängt insbesondere vom Erfolg unserer Abnehmer ab.“

Zuversichtlich

Geschäftsführer Heribert Wieder plant unbeirrt der Krise: „Unser Anspruch ist es, vorne zu sein, die Anzahl unserer intelligenten Produkte zu vermehren. Und die weltweiten Kunden mit Werkzeugen, Kunststoffteilen und Prüfgeräten aus Oberpullendorf zu versorgen.“

Kann man der Krise trotzen und die mehr als 250 Arbeitsplätze sichern? Geschäftsführer Tupy gibt sich optimistisch: „Mobilität ist aus unserem Leben nicht wegzudenken. Und für diese Mobilität hat der PKW einen wesentlichen Stellenwert.“

Foto: Tesch

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