Und das nicht nur zur Weihnachtszeit

von | Nov 20, 2019 | Archiv

Helferinnen und Helfer der „Team Österreich Tafel“ aus Oberpullendorf, Rattersdorf, Deutschkreutz, Raiding, Neutal und Lutzmannsburg beim Sortieren der gespendeten Lebensmittel. / Foto: Tesch

60 Freiwillige aus dem Mittelburgenland helfen an 52 Tagen im Jahr Bedürftigen – jede und jeder an 12 Tagen. Sie sammeln an den Samstagen überschüssige, einwandfreie Lebensmittel und verteilen diese an Menschen mit geringem Einkommen in der Ausgabestelle in Oberpullendorf. Hans Tesch hat die „Team Österreich Tafel“ des Roten Kreuzes besucht.

Samstagnachmittags in der Hauptstraße 81. Es herrscht reges Treiben. Frauen und Männer wiegen Kisten ab und sortieren die angelieferten Lebensmittel. Kühlwaren und Fleisch werden im Kühlschrank verstaut, Brot und Gebäck kommen in eine eigene Kiste ebenso wie Gemüse, Süßigkeiten und Grundnahrungsmittel. Für halb sieben wird noch eine Anlieferung erwartet, wenn die beiden Chauffeure mit dem umgebauten Rot-Kreuz-Bus ihre Bezirkstour zu Geschäften, Bäckereien und Supermärkten abgeschlossen haben. 1.000 bis 1.200 Kilogramm Lebensmittel sind es im Durchschnitt jeden Samstag.

Team Österreich Burgenland

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Helferinnen und Helfer der „Team Österreich Tafel“ aus Oberpullendorf, Rattersdorf, Deutschkreutz, Raiding, Neutal und Lutzmannsburg beim Sortieren der gespendeten Lebensmittel

Hilfe ohne viel Tamtam

„Lebensmittel zu bekommen ist unkompliziert“, erzählt Irene Grabner, die Leiterin der Team Österreich Tafel für Oberpullendorf: „Beim ersten Vorbeikommen ist eine Erklärung auszufüllen, dass man nicht über mehr als ein bestimmtes Einkommen verfügt. Dann bekommt man eine Kundenkarte, die bei jedem Besuch vorzuweisen ist. Nachzureichen ist nur ein Meldezettel, der bezeugt, dass man im Bezirk gemeldet ist.“

Meist sind es um die 30 Personen, die sich an den Samstagen Lebensmittel gegen einen Unkostenbeitrag von zwei Euro abholen kommen. Es waren aber auch schon 70 an einem Tag, berichten die engagierten Helfer. Die Mittellosen oder von Armut Bedrohten, die kommen, seien zwischen 20 und 80 Jahren alt. „Meist sind es Familien, und einmal waren zwei Erwachsene mit fünf Kindern da“, erzählt eine Mitarbeiterin. Ausgegeben werden die Lebensmittel ab 18:30 Uhr.

„Die Leute sollen sich trauen, zu uns zu kommen.“

52-mal im Jahr wird verteilt. Jeden Samstag – wenn es ein Feiertag ist, dann am Tag davor. In Oberpullendorf sind vier Teams mit je zehn Freiwilligen im Einsatz. Und insgesamt helfen noch 20 sozial eingestellte Personen, von denen jemand spontan einspringt, sollte ein anderer ausfallen.

Die Raidingerin Irene Grabner, 55 Jahre alt, leitet die Team Österreich Tafel im Bezirk: „Ich freue mich, wenn ich jemandem helfen kann. Es baut auf, wenn sich die Leute bedanken.“ Etwas traurig stimmt sie eine Vermutung, die sie seit sieben Jahren in dieser ehrenamtlichen Tätigkeit hat: „Ich habe das Gefühl, dass sich viele, die Hilfe brauchen, nicht trauen, bei uns vorstellig zu werden. Weil sich die Leute für ihre Situation schämen. Aber gerade deswegen gibt es uns ja, um zu helfen. Es kann ja jeder in die Situation kommen, sich Lebensmittel nicht leisten zu können.“ Und eine Schwachstelle, die vor allem viele ältere Menschen trifft, sollte auch noch ausgemerzt werden: „Viele, die kein Auto haben und nicht mobil sind, können allein schon deshalb nicht bei uns in Oberpullendorf vorbeikommen.“

Hilfe seit 10 Jahren

Die „Team Österreich Tafel“ ist ein Projekt von Rotem Kreuz und Hitradio Ö3. Vor knapp 10 Jahren wurde die Aktion ins Leben gerufen. Der deklarierte Grundgedanke war, Überschuss und Mangel zusammenzubringen, Lebensmittel zu verwenden, statt sie zu verschwenden. Tonnen an einwandfreien und frischen Lebensmitteln, die – weil oft nur falsch verpackt oder etikettiert – nicht mehr verkauft werden können, sollten an arme oder von Armut bedrohte Menschen in der Region weitergegeben werden. Im Burgenland organisiert das Rote Kreuz die Tafeln in allen Bezirksvororten und in Frauenkirchen.

Grundnahrungsmittel gesucht

Irene Grabner ist als Teamleiterin mit der Entwicklung zufrieden. An Samstagen, spät am Nachmittag, würden Unternehmen verderbliche Waren gerne an die Tafel abgeben. Und weil oft bis zum Schluss Gebäck frisch aufgebacken wird, bekomme die Aktion oft sogar noch warme Semmeln oder ganz frisches Brot. Engpässe gäbe es manchmal allerdings auch. „Bei den weniger schnell ablaufenden Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Zucker, Teigwaren und Reis könnten wir an manchen Samstagen mehr gebrauchen“, beschreibt Irene Grabner die Situation. Sie hilft sich aber hier auf ihre Weise: „Es gibt auch Leute, die anonym spenden möchten. Diese ersuche ich, uns gezielt Grundnahrungsmittel zu spenden – oder eben Geld, mit denen wir das Fehlende zukaufen.“

Helfen statt Urlaub machen

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer von Oberpullendorf sind vergnügt bei der Sache. Sie reden nicht viel über ihren Einsatz für die gute Sache. Der Öffentlichkeit sollte es aber bewusst werden, dass diese Freiwilligen 12 freie Tage „opfern“; so viele, die andere als Urlaub verbringen.

PANNONISCHE TAFEL OBERPULLENDORF

Ein der Team Österreich Tafel ähnliches Unterstützungsprojekt für einkommensschwache Personen. Neben Lebensmitteln kann hier auch – gegen freie Spende – Second-Hand-Kleidung bezogen werden. 15 Personen arbeiten derzeit ehrenamtlich mit. Der „Lions-Club Mittelburgenland“ übernimmt als Sponsor die Miete für das Lokal in Oberpullendorf, Hauptstraße 72.

Öffnungszeiten:
Mo., Di., Mi. von 11 bis 13 Uhr sowie
Do., Fr. von 11 bis 14 Uhr

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