Draßmarkt. Wo der Osterhase für ganz Österreich die Eier holt

von | Mrz 20, 2019 | Archiv

Die Geschäftsführerin Mag. Barbara Schlögl-Artner und ihr Ehemann Jörg, der die Produktion von wöchentlich 4,5 Millionen Frischeiern in Stoob-Süd leitet / Foto: Schlögl

Ein kleiner Ort im Mittelburgenland schreibt Oster-Geschichte. Jedes zweite Osterei, das in Österreich gekauft wird, kommt aus der Eier-Domäne Schlögl in Draßmarkt; insgesamt sind es 20 Millionen gefärbte Eier. Hans Tesch hat bei einem Lokalaugenschein die aktuellen Trends erkundet.

Der Feber geht zu Ende. Es herrscht hektische Betriebsamkeit in der Halle am Ortsrand des knapp 1.000 Einwohner zählenden Draßmarkts. In der Eierfärberei Schlögl laufen die Maschinen auf Hochtouren. An die 40 Personen haben hier alle Hände voll zu tun. Bei den Fließbändern müssen immer genügend von den vorsortierten Hühnereiern parat stehen. Jede Eierfärbemaschine kocht, färbt und verpackt pro Stunde 10.000 Eier. Es ist das Reich der Maria Schlögl, der Senior-Chefin des Unternehmens. Sie achtet darauf, dass von den gewünschten Kategorien – Boden-, Freiland- und Bio-Freilandhaltung – und den gewünschten Farben die genau festgelegten Mengen produziert werden. 

Bio-Ostereier besonders gefragt

Der Geflügelhof Schlögl hat – nach Auskunft des Unternehmens – in Österreich 15 Prozent Marktanteil bei den Frischeiern. Anders beim Verkauf von Ostereiern. Hier sind die Mittelburgenländer mit mehr als 50 Prozent Marktanteil klarer Marktführer. Schlögl-Ei liefert von Mitte Jänner bis Ostern rund 20 Millionen Ostereier an den Handel und an die Gastronomie. Die frischen Eier bezieht das Unternehmen von mehr als 80 bäuerlichen Betrieben aus dem Burgenland, der Oststeiermark, der Buckligen Welt, dem Wein- und dem Waldviertel. Zwei- bis dreimal pro Woche werden die Hühnereier mit den firmeneigenen Kühl-Lkws von den Bauern abgeholt. Heuer zu Ostern zeichnet sich ein klarer Trend ab, meint Geschäftsführerin Mag. Barbara Schlögl-Artner, die Tochter des Firmengründers: „Der Anteil an Bio-Ostereiern steigt heuer voraussichtlich auf 15 Prozent. Der Bio-Anteil ist so hoch wie noch nie. Und die Konsumenten greifen verstärkt auch auf Eier aus Freilandhaltung.“

Erstmals 50 Farben

Typisch für das traditionelle Osterei ist seine Farbe. Das rote Osterei ist der Klassiker. Bunte Eier, glänzend oder matt, gibt es auch heuer wieder; ebenso Eier in Regenbogenfarben. Und das Farbenspektrum wird deutlich erweitert, erklärt Barbara Schlögl-Artner: „Wir werden heuer mehr als 50 verschiedene Farben beziehungsweise Farbkombinationen anbieten. Ostereier in Pastellfarben, glänzend ebenso wie matt, haben wir seit zwei Jahren im Sortiment. Sie werden auch gerne fürs Dekorieren gekauft, ebenso die goldenen Eier. Etwas Besonderes sind unsere Eier mit Punkten; diese können in Österreich nur wir in Draßmarkt machen, weil wir die entsprechende Maschine dafür haben. Und erstmals werden heuer in Österreich blutrote Ostereier angeboten.“

Im Ausland kennt man die blutroten Schlögl-Eier schon. „Die Griechen beispielsweise bestellen fast nur blutrote Eier, weil diese Farbe genau zu deren traditionellen, christlich-orthodoxen Osterbräuchen passt – und die rote Farbe den Opfertod Christi symbolisiert“, erzählt die Geschäftsführerin, die auch die ersten Exporte dorthin eingefädelt hat. Heuer werden etwa zweieinhalb Millionen Ostereier exportiert; die meisten gehen nach Griechenland, Rumänien, Slowenien, Ungarn und in die Slowakei.

Die Kunst des Eierfärbens

Die Eierfärbemaschinen in Draßmarkt sind der Stolz des Seniorchefs und Unternehmensgründer Anton Schlögl. Sie sind auf dem letzten Stand der Technik: „Das Kochen und das Färben passiert in Draßmarkt in einem Arbeitsgang. Und dieser entscheidet über Geschmack und Optik.“

Als Kennzeichen der Ostereier aus dem Hause Schlögl gelten der wachsweiche Dotter und der feine Geschmack. Anton Schlögl färbt seit 30 Jahren und hat – nach eigener Darstellung – lange experimentiert: „Das Erfolgsrezept für den besonderen Geschmack unserer Eier liegt in einem traditionellen, jedoch besonders aufwändigen Herstellungsverfahren. Dabei werden die Eier zuerst erwärmt, dann circa 10 Minuten klassisch im Wasserbad bei 92 Grad wachsweich gekocht und anschließend mit modernsten Spritzanlagen mit hochwertigen Lebensmittelfarben gefärbt.“ Und er fügt hinzu: „Unsere Ostereier strahlen; sie sind wie daheim selbstgefärbt!“

Ähnlich stolz verweist Tochter Barbara auf die Farben für die Bio-Ostereier: „Wir haben eigene Bio-Farben direkt mit dem Farbenhersteller entwickelt. Es sind Erdfarben, nicht so grelle Farbtöne und alle ohne Muster. Wir setzen dafür natürliche Rohstoffe ein, zum Beispiel Paprikaextrakt, das orange-gelbe Curcumin oder einen aus Trestern von blauen Weintrauben gewonnenen natürlichen Farbstoff.“

Ob biologisch oder klassisch. „Wir sparen nicht beim Eierfärben“, betont Anton Schlögl. „Viermal wird Farbe aufgetragen. Dadurch werden die Eier nicht nur optisch gefälliger, durch das Färben werden die Eier auch haltbarer gemacht.“ Das offizielle Haltbarkeitsdatum betrage 42 Tage ab dem Färben, ergänzt Schlögl. Bei bestimmten Informationen ist er aber zurückhaltend: „Warum sich unsere Eier so gut schälen lassen, das bleibt ein kleines Betriebsgeheimnis.“

Ostereier nicht nur zum Essen

Geschäftsführerin Barbara Schlögl-Artner stellt jetzt vor Ostern immer öfter fest, dass bestimmte Ostereier primär nicht zum Verzehr oder zum Verschenken gekauft werden. Die Eier in seltenen und ausgefallenen Farben und Farbtönen regen offenbar dazu an, diese zum Dekorieren zu verwenden. Und da es die Farb-Raritäten nicht in den Supermärkten zu kaufen gibt, weil dafür der Platz in den Regalen fehlt, verstärkt die Chefin ihr Engagement für den großen Ostermarkt im neuen Betriebsgebäude in Stoob-Süd: „Dort gibt es die Extra-Chargen, die besonderen Farben wie die goldenen oder Eier mit Oster­etiketten.“ 

Und weil man auch die Bastelfreude der Kinder gezielt ansprechen möchte, hat man sogar eine eigene 10er-Packung weiße, rohe Eier mit Abziehbildern und einer Bastelanleitung im Sortiment. Der österreichische Marktführer aus Draßmarkt mit seinen 20 Millionen Ostereiern will offensichtlich auch diese Facette nicht den Mitbewerbern überlassen.

Ein echter Familienbetrieb

Erfolgsgeschichte

Vor 45 Jahren hat Anton Schlögl aus einer kleinen Landwirtschaft in Draßmarkt einen Geflügelhof errichtet. Begonnen hat er mit einem Hühnerstall mit 10.000 Legehennen. Gemeinsam mit seiner Frau Maria hat er den Betrieb ständig erweitert. Vor 23 Jahren wurde eine moderne Produktionshalle mit Büros, gekühlten Lagerhallen und Packstellen in Stoob-Süd gebaut. Seit sieben Jahren leitet die älteste Tochter, Mag. Barbara Schlögl-Artner, den Betrieb. Sie hat Betriebswirtschaft studiert, als selbstständige Grafik-Designerin gearbeitet und sich im Geflügelhof anfänglich um Qualitätssicherung und Marketing gekümmert. 

Heute beschäftigt das Unternehmen ständig mehr als 70 Personen und vor Ostern zusätzlich bis zu 40 Saisonarbeiter. Der Fuhrpark besteht aus acht Lkw-Zügen. Pro Woche werden 4,5 Millionen Frischeier an den gesamten Lebensmittelhandel in Österreich und an die Gastronomie verkauft; unter der Marke „Schlögl-Ei“ sowie unter verschiedenen Handelsmarken.

Im Unternehmen ist auch Sohn Matthias aktiv. Er bewirtschaftet einen Betrieb in Draßmarkt mit rund 60.000 Legehennen in Bodenhaltung mit 92 Hektar Ackerland in der angeschlossenen Landwirtschaft. Mutter Maria ist in der Ostereier-Färberei praktisch unersetzlich. Und Unternehmensgründer Anton Schlögl unterstützt die Tochter mit Rat und Tat in der Geschäftsführung in bestem Einvernehmen: „Der Betrieb ist mir ein Herzensanliegen. Ich kann nicht anders als weiterarbeiten. Hier hängt mein Herzblut drinnen!“

Schlögl Ei
Maria Schlögl, Foto: Schlögl
Schlögl Ei
Anton Schlögl, Foto: Schlögl

Qualität wird kontrolliert

„stündlich bis zu 200.000 Eier“

Geschäftsführerin Barbara Schlögl-Artner garantiert eine lückenlose Rückverfolgbarkeit: „Wir können jedes einzelne Ei identifizieren, vom Supermarktregal bis zurück zum Bauernhof und zum Tag, an dem es gelegt worden ist.“ Überdies werde im Betrieb nach dem europaweit strengsten Standard für Lebensmittelhygiene gearbeitet: „Mittels fortschrittlichster Technologie können bei uns stündlich bis zu 200.000 Eier kontrolliert, gewogen, sortiert und verpackt werden. Ein ausgereiftes Verfahren untersucht jedes Ei genauestens auf Risse und Sprünge, um beste Qualität liefern zu können.“ Das gelte nicht nur für die Frischeier. 

Die Standards der Agrarmarkt Austria, AMA, sehen auch für Ostereier strenge Kriterien vor. So muss auf der Osterei-Verpackung die Haltungsform angegeben werden – ob Boden-, Freiland- oder Biohaltung. Und zum Färben der Ostereier sind ausschließlich lebensmittelechte, im Zulassungsverfahren streng geprüfte Farben zugelassen. Wobei die Färbereien von der AMA mehrmals pro Saison kontrolliert werden.

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