Das Rennen um den schönsten Christbaum

von | Nov 27, 2018 | Archiv

Gerhard und Monika Schöll in Kalkgruben / Foto: Tesch

Das Rennen um den schönsten Christbaum

von | Nov 27, 2018 | Archiv

Ab Ende November geht’s los. Gut ein Dutzend Christbaum-Plantagen von Sieggraben bis Bernstein laden zum Aussuchen und Mitnehmen. Geboten wird immer mehr Service – vom Mondphasenschnitt bis zum Zustelldienst.

Täglich frisch. Wie die Semmeln, so die Christbäume. Und die Sorte steht schon fest. Der klassische Christbaum, der beliebteste, ist bei uns – wie in ganz Europa – die Nordmanntanne. Ein geradstämmiger und immergrüner Baum mit starren, glänzend dunkelgrünen, nicht stechenden Nadeln – geschätzte mehr als 200.000 auf einem Zwei-Meter-Baum.

Katzenfreunde kaufen Blaufichten

Früher war die Blaufichte beliebter als die Tanne, erzählen die Christbaumverkäufer. Heute werden sie nur noch von denen gekauft, die die bläuliche Farbe schätzen, einen intensiveren Geruch wollen und Katzen zu Hause haben. Die stechenden Nadeln halten nämlich Katzen vom Klettern auf den Christbaum ab.

Deutlich weniger gefragt sind Kolorado-Tannen, Nobilis-Tannen, Weiß-Tannen und die Gemeine Fichte.

Christbäume mit Gütesiegel

Die Kunden setzen auch beim Christbaum auf gute Qualität, 1A-Ware ist gefragt. Und die wird bei den regionalen Kulturen geboten. In der Region gibt es viele kleine Plantagen, wo Christbäume gezüchtet werden. Wer in der Region eine größere Plantage hat, der ist Mitglied im Verein „Burgenländischer Qualitätschristbaum“, die mit Logo und Gütesiegel die umweltfreundliche und regionale Produktion dokumentiert. Diese findet man in Sieggraben, Kalkgruben, Weppersdorf, Lackenbach, Oberloisdorf, Hochstraß und Bernstein, Details im Internet unter www.weihnachtsbaum.at

Aber nicht nur Qualität wird groß geschrieben. Auch das Service, und es wird unterschiedlich nach Betrieb jährlich erweitert: So wird jeder geschnittene Baum mit einer Schleife versehen, anhand der man nachvollziehen kann, von welchem Christbaumbauern der Baum kommt. Bei vielen ist eine Vorreservierung möglich. Bei allen kann man seinen Baum selbst aussuchen – und meist sogar selbst schneiden. Wer möchte, kann den Baum bis zum 24. Dezember beim Bauern lagern. Und manche Betriebe liefern Bäume direkt nach Hause. Vereinzelt können lebende Christbäume auch im Topf gekauft werden.

Mond-Schnitt hält frisch

Wer an die Macht des Mondes glaubt, sollte seinen Christbaum am besten drei Tage vor dem 11. Vollmond des Jahres schneiden, erzählt der erfahrene Christbaumbauer Gerhard Schöll aus Kalkgruben. Das wäre heuer der 20. November. Wer diesen Termin nicht geschafft hat, sollte nach Mond-Experten bei zunehmenden Mond den Christbaum schneiden – heuer ab dem 15. Dezember. Je näher an Vollmond, heuer der 22. Dezember, desto besser. Angeblich halten nach Mondphasen geschnittene Bäume ihre Nadeln länger, weil der Baum bei Vollmond die meiste Flüssigkeit aufsaugt. Übrigens: Deutsche Wissenschafter haben diese Wirkung nicht festgestellt.

20 Euro pro Meter

Qualität kostet. Unterschiedlich viel, je nach Aussehen und Höhe. Der Preis für eine zwei Meter hohe Nordmanntanne liegt zwischen 30 und 50 Euro, im Durchschnitt 20 Euro pro Meter. Die Esterhazy-Betriebe kalkulieren etwas anders; sie verlangen zum Beispiel für Bäume zwischen 1,70 Meter und 2,10 Meter 44 Euro.

Christbäume zu züchten ist arbeitsintensiv. Die Spezialkultur wird von den meisten schon seit Jahrzehnten betrieben – meist im Nebenerwerb. Aufwändig ist die Pflege der Pflanzen: die Düngung, der Schnitt und die Schädlingsbekämpfung. Nicht vergessen sollte man, dass ein stattlicher Christbaum rund 10 Jahre wachsen muss.

„Kein Geschäft ist so schwierig wie Christbäume“, heißt es in der Branche. Wobei auch das Wetter den wirtschaftlichen Erfolg beeinflussen kann. Ein Bauer in Kalkgruben hat zum Beispiel heuer im Juni durch Hagelschlag seine ganzen zwei Hektar Christbäume verloren und ist deshalb auch nicht unter den Verkäufern zu finden.

Der Streit um den schönsten Baum

Die langjährig aktiven Christbaumverkäufer kennen ihre Kunden. Sie erzählen von Käufer-Typen, die den erstbesten Baum nehmen, und von anderen, die stundenlang gustieren, um dann doch beim anfänglich gutgeheißenen zu landen. Und viele Familien nützen das Aussuchen des Christbaumes für einen Ausflug. Aus dem dann ein Tagesausflug im Christbaumwald wird, weil sich Eltern und Kinder nicht auf einen Baum festlegen können und sogar streiten, welcher der schönste ist.

Einige Christbäume aus Sieggraben landen aus Tradition jährlich bei besonderen Kunden. Karl Bauer beliefert die politische Prominenz mit großer Aufmerksamkeit in den Medien. So hat sich der ehemalige Bundespräsident Thomas Klestil ebenso über einen schönen Christbaum aus dem Burgenland gefreut wie der damalige Außenminister Sebastian Kurz oder burgenländische Spitzenpolitiker. Und jedes Jahr bekommt das Finanzministerium einen Christbaum.

Am 24. Dezember ist es vorbei. Die Last-minute-Käufer gibt es nicht nur in den Städten, auch in den heimischen Plantagen. Allerdings, mit dem Rummel endet auch das Jahresgeschäft der Christbaumbauern.

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