Kündigung trifft ungarische Mitarbeiter sehr hart

von | Apr 1, 2020 | Archiv

Leiterin der AMS-Bezirksstelle Jutta Mohl. Foto: AMS Maria Holunder

Ohne Ungarn geht es nicht! Das ist vielen Unternehmern des Mittelburgenlandes seit Jahren bewusst. Doch gerade die ungarischen Mitarbeiter leiden unter einer – jetzt in Betrieben diskutierten – Kündigung am meisten. Sie würden in Ungarn eine ganz niedrige Arbeitslosen-Entschädigung beziehen. Nur die Kurzarbeit kann sie „retten“. Doch diese AMS-Regelung erscheint aufgrund der Unsicherheiten in der Corona-Krise vielen Unternehmen zu kostspielig oder einschränkend.

Zum Schock des Zusperrens kommt für viele Unternehmer nun die schwierige Entscheidung über die Zukunft der Mitarbeiter. „Im Bezirk sind alle Branchen von dieser Frage betroffen“, sagt die AMS-Geschäftsstellenleiterin in Oberpullendorf Jutta Mohl, „ausgenommen der Lebensmittelhandel. Der sucht sogar zusätzliches Personal.“

Die Unsicherheit ist groß. Wie lange dauert der Extremzustand, wie lange muss die Firma gesperrt bleiben? Wann floriert das Geschäft wieder wie gewohnt? Bekomme ich von der Bank einen Überbrückungskredit? Wie sichere ich das Unternehmen gegen einen Zusammenbruch ab? Fragen über Fragen, die nicht beantwortet werden können. Erst recht nicht die Frage, ob man sich von Mitarbeitern trennen oder sie in Kurzarbeit behalten soll.

AMS-Leiterin ruft zur Kurzarbeit auf
Kurzarbeit oder Kündigung? Das AMS in Oberpullendorf informiert Firmen laufend über die Möglichkeiten. Klare Informationen sind bei den Firmen gefragt, die nüchterne Berechnungen ermöglichen. Es geht um tausende Beschäftigte. Die Leiterin der AMS-Bezirksstelle Jutta Mohl möchte Unternehmer von der modifizierten dreimonatigen Kurzarbeits-Regelung überzeugen: „Die COVID-19-Kurzarbeitsbeihilfe ist ein ‚Super-Modell’, ich sehe sie als Win-win-Situation für alle Beteiligten: Für das Unternehmen ist es gut, weil es mit den erprobten Mitarbeitern den Aufschwung zum Durchstarten nützen kann, für die Mitarbeiter bedeutet es ein höheres Einkommen als durch die Arbeitslosenunterstützung, für das AMS bedeutet es niedrigere Kosten für Arbeitslose und für die anspringende Wirtschaft mehr Kaufkraft.“

Kündigung sehr schlecht für ungarische Mitarbeiter

Ob Gastwirtschaft oder Baustelle, Pflege oder Werkstätte: die mittelburgenländische Wirtschaft braucht die ungarischen Mitarbeiter. Immerhin wird jeder vierte der rund 11.000 Arbeitsplätze im Bezirk von einem Ungarn besetzt. Insgesamt dürften es mehr als 2.000 Ungarn sein. Betroffen von den Entscheidungen der Unternehmer sind in der momentanen Krise hunderte Mitarbeiter, vielleicht sogar mehr als eintausend. Allein 350 Betriebe zählt die Gastronomie des Bezirkes.

Hotelier Kurz sieht Kurzarbeit als Investition

Günter Kurz, Hotelier in Lutzmannsburg und Oberpullendorf, hat sich entschieden, für seine „62 Mitarbeiter auf der Payroll“ das Kurzarbeits-Modell anzunehmen. „Das ist zwar die teurere Variante“, habe ihm sein Steuerberater vorgerechnet, „doch ich hoffe, dass von den Mitarbeitern Entsprechendes zurück kommt – an Einsatz und Motivation. Ich sehe es als Investition in meine Mitarbeiter.“ Kurz habe die Mehrkosten dieses Modells vor allem auch für seine ungarischen Mitarbeiter in Kauf genommen, die bei der Kurzarbeit 10 bis 20 Prozent weniger verdienen, jedoch bei einer Kündigung auf ganz niedrige Netto-Einkommen in Ungarn – auf ein paar Hundert Euro netto pro Monat – zurückgefallen wären.

Habe-Dere-Chef Schnabl will schnellere Refundierung

„Das Hotel Schlof Guat in Oberpullendorf ist komplett leer. Im Restaurant Habe Dere ist alles stillgelegt“, sagt Geschäftsführer Heinz Klaus Schnabl mit gedämpfter Stimme. Er habe die Varianten Kündigung und Kurzarbeit mit der Buchhaltung durchgerechnet. „Ich könnte mir vorstellen, für alle meine 39 Beschäftigten Kurzarbeit zu beantragen. Doch muss die Refundierung durch das AMS deutlich schneller erfolgen,“ verlangt Schnabl. „Dass ich die Kurzarbeits-Löhne drei Monate vorfinanzieren muss, das ist mir zu lange. Mit einem Monat könnte ich leben.“ Der Habedere-Chef stellt zudem klar, dass ihn auch die Kurzarbeit viel koste, das sei kein voller Ersatz: „Nach der Refundierung durch das AMS verbleibt mir immer noch ein Anteil von 15 Prozent der Kosten.“ Schnabl hofft auf ein möglichst baldiges Wiederanlaufen des Geschäfts, sodass er mit seinen bewährten Mitarbeitern durchstarten kann.

Virus lässt Arbeitslosigkeit stark steigen

„Wir hoffen auf einen Einstieg von möglichst vielen Unternehmen in das Kurzarbeits-Modell“, erklärt Jutta Mohl vom AMS Oberpullendorf. Die Beihilfen könne man für alle Arbeitskräfte beantragen, die wegen Kurzarbeit weniger arbeiten. Und im Internet könne man mit dem Kurzarbeits-Rechner die mögliche Unterstützung errechnen. „Und die Entscheidung kann man rückdatieren bis auf den 1. März.“ Jutta Mohl bleibt aber realistisch. Sie rechnet mit einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit. Etwa 1.300 Arbeitslose waren es im Bezirk noch Ende Februar: 750 Männer und 550 Frauen.

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